Auch Mengsberg soll Bioenergiedorf werden

Örtliche Landwirte sollen Rohstoffe für Biogasanlage liefern

Mengsberg hat Zukunft - das steht spätestens seit dem Sieg beim Landesentscheid fest. Nun entwickeln die Bürger ein Projekt, das dem Ort zusätzliche Attraktivität verleihen soll.

Mengsberg. 63 Fotovoltaikanlagen gibt es bereits in Mengsberg. Bis auf wenige Ausnahmen gehören sie Privatleuten. „Würden sie zu einer Genossenschaft gehören, dann wäre unser Dorf längst autark", sagt Karlheinz Kurz, der aber schon bald Ortsvorsteher eines Neustädter Stadtteils sein könnte, der in Sachen Energie tatsächlich unabhängig ist, denn die Mengsberger planen den Bau einer Biogasanlage.

Motor des Projektes ist ein Arbeitskreis, der schon federführend bei den Vorbereitungen auf „Unser Dorf hat Zukunft" war und weiterhin ist, denn im Sommer steht in der letzten Runde des Wettbewerbes der Besuch der Bundeskommission an. „Ich habe die Mitglieder des Arbeitskreises gefragt, ob wir die zusätzliche Belastung im wichtigen ersten Halbjahr des kommenden Jahres auf uns nehmen und den Weg in Richtung Bioenergiedorf einschlagen sollen", berichtet Kurz. Wie bei den Mengsberger „Arbeitsbienen" nicht anders zu erwarten war, lautete die Antwort: „Natürlich!" Ebenso selbstverständlich ist, dass die Mengsberger dabei nur auf sich und die Ressourcen ihrer Heimat setzen wollen: Die Rohstoffe für die Anlage sollen die örtlichen Landwirte und Besitzer beziehungsweise Pächter der landwirtschaftlichen Flächen liefern - das Holz für den im Notfall anspringenden, mit Holzhackschnitzeln betriebenen Spitzenlastkessel, soll von den Waldinteressenten kommen.

Geplant ist der Bau einer Biogasanlage mit einer Leistung von mindestens 200 Kilowatt: „Das sollte für alle Haushalte reichen", sagt Kurz und betont, rund 120 bis 150 Haushalte müssten sich anschließen, um das Projekt wirtschaftlich zu machen - was aber kein Problem sein sollte: „Wir wollen aber nicht nur auf die Nahwärme setzen sondern auch auf den Strom, den wir produzieren." So könne sich der Ort die Anerkennung als Bioenergiedorf verdienen und zusätzliche Fördermittel abgreifen. Mit Kosten in Höhe von drei bis vier Millionen Euro rechnen die Mengsberger: „Aber es gibt einiges an Förderung", hebt der Ortsvorsteher hervor und ergänzt: „Wichtig ist, dass sich eine Genossenschaft gründet. Nur dann wird es preiswert, nur dann wird es für uns günstiger."

Die Stadt Neustadt plant, ihren Stadtteil zu unterstützen. „Wir begrüßen das Anliegen. Ich denke, das ist die logische Fortsetzung der Erfolge beim Zukunftswettbewerb: Die Mengsberger fragen sich, wie sie ihr Dorf wirklich zukunftsfähig machen und ihre Ressourcen nutzen können", sagt Bürgermeister Thomas Groll. Die Initiative passe zu den vergangenen zwei Jahren: „Es ist gut, dass sich die Mengsberger nicht auf ihren Erfolgen ausruhen wollen", fügt Groll hinzu und verrät, dass er in den Haushalt - den er am Montag erst den Stadtverordneten präsentiert - 10000 Euro für eine Machbarkeitsstudie eingestellt habe (6000 Euro sollen aus Fördermitteln kommen). „Wir können so unser Klimaschutzkonzept mit Leben füllen und leisten einen Beitrag zur Energiewende."

Gespräche mit einer Fachfirma für Heiztechnik haben die Mengsberger bereits geführt. Für Ende Januar ist eine Bürgerversammlung geplant. „Wenn Interesse da ist und die Machbarkeitsstudie gut ausfällt, dann packen wir es an und werden Bioenergiedorf", resümiert Kurz und kündigt an, bis zum Besuch der Bundeskommission werde dann ein Konzept vorliegen.

(Entnommen aus Oberhessische Presse: Florian Lerchbacher)
(Bild: janie.hernandez55 - http://flic.kr/p/8VUic4)